Eine Geschichte, die Mut macht…

Honey Thaljieh ist eine junge Palästinenserin. Aber: Sie ist Christin, spielt Fußball – und hat in Bremen Hilfe und Freunde gefunden…auch dank Willi Lemke,  Sonderberater des UN-Generalsekretärs, und des SV Werder Bremen… Wer Honey kennen gelernt hat, weiß: Es gibt immer einen Ausweg – über alle Grenzen hinweg… Eine ganz besondere Lebensgeschichte.

Es ist dieses herzliche Lachen, das zuerst auffällt: Wer Honey Thaljieh kennenlernt, ist fasziniert. Da sitzt eine junge Frau, verletzt, mit einer Kunststoff-Schiene am Bein und Krücken – und lächelt. Sie braucht Unterarmstützen, um gehen zu können – eine anstrengende Sache.

Aber ‚Honey‘ (auf Deutsch ‚Honig‘) ist bisher schon einen kräftezehrenden Lebensweg gegangen, in ihrer Familie, ihrem Land. Die 26-Jährige ist eine Kämpferin, der man die Schwierigkeiten ihrer Biografie nicht ansieht. In dem Land, in dem sie aufwuchs, ist Kämpfen seit Jahrzehnten der Dauerzustand, Tausende Tote und Verletzte, eine ausweglos anmutende Lebenssituation, die wenig Hoffnung macht auf ein friedliches Miteinander. Die Schlagzeilen und TV-Bilder, die uns erreichen, scheinen nur eine Botschaft zu transportieren: Hass und Gewalt sind an der Tagesordnung.

Es war der Wunsch nach Veränderung, der die junge attraktive Frau auf eine entgegengesetzte Lebensbahn voll positiver Energie gebracht hat – Fußball spielt dabei eine Schlüsselrolle. Honey Thaljieh ist in nahezu jeder Hinsicht eine Ausnahme: als Christin in einer muslimisch geprägten Welt, als Palästinenserin in einem Dauerkonflikt mit Israel, als Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft und schließlich als Sportlerin in einer immer noch von Männern dominierten Fußball-Welt.

Honey Thaljieh im Werder-Sporthep
Bei Werders Sporthep/Reha-Zentrum in geschulten Händen: Die Therapeuten Sina Wolf (Reha-Zentrum) und Edward Wagner (Sporthep) mit der verletzten palästinensischen Fußball-Nationalspielerin Honey Thaljieh (re.). (Foto: Martin Rospek)

Denn diese Sportart liebt sie von Kindesbeinen an in ihrer Geburtsstadt Bethlehem, und ihren ersten Kampf gewann sie, als ihre eigene Familie sie endlich Fußball spielen ließ. Jetzt ist Honey Kapitänin der palästinensischen Fußball-Nationalmannschaft, die sie 2004 gemeinsam mit anderen Studentinnen gegründet hat. Sie spielt in einem insgesamt 27-köpfigen Team, das aktuell als Nummer 92 – von 117 Nationen – der Frauenfußball-Welt geführt wird. Und Fußball hat sie und ihre Mitspielerinnen nach Bremen geführt, zum SV Werder. Willi Lemke, Aufsichtsratsvorsitzender des Vereins und zugleich Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden, hatte sich – zusammen mit dem ‚Lidice Haus Bremen‘ – für die ‚Dienstreise‘ an die Weser eingesetzt. Die Kickerinnen aus Palästina erlebten bei Werder nahezu paradiesische Zustände. „Wenn wir bei uns zwei Stunden trainieren wollen, brauchen wir zwei Stunden für die Grenzkontrollen davor und zwei Stunden danach“, sagt Honey. Aber das Fußball-Paradies Bremen kriegte für die junge Sportlerin im Wortsinne einen unerwarteten Knacks – eine komplizierte Knieverletzung stoppte im Sommer das Talent. Ein Fall für Dr. Götz Dimanski vom Sporthep Werder. Der Leiter der bundesweit renommierten Reha-Einrichtung sorgte für kompetente Behandlung und vermittelte sogar die Operation durch den befreundeten Knie-Spezialisten und anerkannten Kreuzband-Experten, Dr. Heinz- Jürgen Eichhorn aus Straubing – alles kostenfrei.

Und deshalb sitzt Honey Thaljieh, 26 Jahre, Fußballerin, christliche Palästinenserin und Optimistin, mit ihrer Beinschiene und ihren Krücken da – und lacht: „Die Berliner Mauer ist gefallen. Also kann auch unsere Mauer fallen. Das ist das Wichtigste. Das Leben ist nichts ohne Hoffnung und ein Lächeln.“

WM/TG

Ehrensache: Dr. Götz Dimanski (re.) organisierte die langwierige Behandlung der 26-jährigen Sportlerin, die auf Vermittlung von Willi Lemke mit ihrem Team nach Bremen kam. Dimanski: „Honey Thaljieh hat uns alle berührt. Wir haben ihr sehr gerne geholfen. Ihre Therapie ist für das Sporthep und für das Reha-Zentrum eine Frage der Ehre.“ (Foto: Martin Rospek)