Wenn Musik eine Waffe ist, so wie die legendäre Fela-Kuti-Dokumentation “Music Is The Weapon” andeutet, dann ist Nneka definitiv ein Meisterstück im Arsenal der Musik.
Was die 33-jährige Sängerin ausmacht? Eine große Stimme, verdammt viel Herz, brisante Texte und vor allem dieser unbändige Wille positive Energie zu verbreiten – in jedem Land, jedem Ort, ja, jedem Fleck auf dieser großen Welt. Denn: „Wenn du dich mir mit Hass näherst, werde ich mich dir mit Liebe nähern. Ich muss stark genug sein, den Hass in Liebe zu verwandeln. Und je mehr du mich hasst, umso mehr werde ich dich lieben, und umso mehr werde ich machen, dass du mich liebst.“
Nneka weiß, wovon sie singt: Geboren und aufgewachsen in Warri, im Bundesstaat Delta in Nigeria, zieht Nneka Egbuna im Alter von 19 Jahren nach Deutschland, wo sie sich an der Universität Hamburg einschreibt, um Anthropologie zu studieren. Aber Nneka macht nicht nur einen Abschluss, sondern feilt neben dem Studium auch an ihrer musikalischen Karriere und verbessert ihr Handwerk als Singer-Songwriterin.
In den Fußstapfen von Legenden wie Fela Kuti und Bob Marley wandernd, lässt sich Nneka von Beginn an in ihren politisch aufgeladenen Texten von ihren Erfahrungen inspirieren. Es sind Geschichten mit ‘Message’, die dank ihrer authentischen und starken Stimme ganz tief im Innern berühren – egal, ob Nneka alltägliche Probleme, Herzschmerz, Geringschätzung von Klatsch, Mutterliebe oder das Streben nach Gerechtigkeit besingt.
Auf diese Weise sind bis dato drei Alben erschienen: „Victim of Truth“ (2005), „No Longer At Ease“ (2008) und „Soul is Heavy“ (2011). Die Single „Heartbeat“ aus dem zweiten Album „No Longer At Ease“ erreichte 2009 im UK die Top 20 und wurde daraufhin von Rita Ora für ihren UK-Nummer-1-Hit „R.I.P.“ gesamplet. Darüberhinaus tourt Nneka in dieser Zeit ausgiebig durch die Welt und teilt sich die Bühne mit Künstlern wie The Roots, Gnarls Barkley oder Nas und Damian Marley auf deren „Distant Relatives“-Tour. 2009 gewinnt Nneka nach etlichen Nominierungen den MOBO-Award als „Bester Afrikanischer Act“, nimmt 2010 im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft den Charitysong „Viva Africa“ auf und ist im gleichen Jahr in der US-Late-Night-Show von David Letterman zu Gast. Bei BETs „106 & PARK – Music Matters“ begeistertet sie 2012 mit einem Akustikset, legt ein Jahr später einen fulminanten Auftritt in New Yorks legendärem Apollo Theater hin und sitzt 2014 in der Jury der vierten Staffel von „Nigerian Idol“.
Und Nnekas unbändiger Wille und ihre Überzeugung für das Gute schlägt sich auch abseits der Musik wieder: 2012 gründet sie gemeinsam mit dem ehemaligen Kindersoldaten MC Ahmed Nyei (aka Genda) aus Sierra Leone die Wohltätigkeitsorganisation „Rope Foundation“. Eine Organisation, welche Kindern die Möglichkeit gibt, sich durch ihre Kunst auszudrücken. Ihr letzter Workshop konzentrierte sich darauf, in der WAGA Foundation im Bo-Distrikt in Sierra Leone mit sexuell missbrauchten Frauen zu arbeiten. Und neben ihrer Arbeit mit der „Rope Foundation“ ist Nneka auch Kunst-Botschafterin des African Women Development Funds in Ghana – und bei all dem Engagement bleibt tatsächlich noch Zeit für Musik.
Mit „My Fairy Tales“ erscheint jetzt Nnekas erstes Independent-Album. Es ist ein Konzeptalbum, das sich mit dem Leben von Afrikanern in der Diaspora und ihren Problemen beschäftigt und dabei sowohl die positiven Seiten des Verliebens und das Verantwortungsbewusstsein gegenüber Kindern, als auch die Signifikanz von Kultur, Bildung und identitätsstiftenden Werten widmet: „Meine Reisen und meine lange Zeit in Frankreich haben mich dazu beeinflusst ein Album zu schreiben, dass nicht nur das Leiden der Afrikaner erklärt, sondern auch von Ausdauer, Beharrlichkeit und Dankbarkeit erzählt.“ Alles Eigenschaften, die von Menschen überall auf der Welt geteilt werden. Die Musik auf „My Fairy Tales“ basiert dabei überwiegend auf Afrobeat und Roots Music und wurde in Frankreich, Dänemark und Nigeria aufgenommen und produziert. Fünf Lieder wurden von Mounir Maarouf aus Frankreich produziert, zwei vom Silver Bullit-Team aus Dänemark und einer von The Slag aka Macus Nigsch und Nneka selbst.
Text: Susanne Beck
TV-Tipp: Einen der besten Live-Auftritte von Nneka und Band gab’s unlängst beim Paleo-Festival 2015, aufgezeichnet von arte.tv – zu sehen nur noch kurze Zeit (bis 24.01.2016) hier…
Weitere Informationen: www.nnekaworld.com
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